Hospitationstag am Eduard-Spranger-Berufskolleg in Gelsenkirchen: „Schwierige“ Schüler machen Probleme – Schwierige Schüler haben Probleme
Das Eduard-Spranger-Berufskolleg hat sich seit 15 Jahren zur Aufgabe gemacht, Jugendliche mit gebrochenen Bildungsbiografien beim Übergang in den Beruf intensiv zu begleiten. Dabei ist es das Ziel der Schule, besonders in den Klassen der Ausbildungsvorbereitung, nicht den Fokus auf die Defizite der Jugendlichen, sondern auf deren Ressourcen und Stärken zu legen und diese zu entwickeln.
Am 31. Mai 2017 stellte das Eduard-Spranger-Berufskolleg interessierten Kolleginnen und Kollegen den schulischen Ansatz und das schulische Förderkonzept vor. Der Bildungsgangleiter Ralf Niebisch erläuterte in seinem Referat „Schwierige Schüler am Berufskolleg – Notwendigkeit von Konzepten zur Förderung „verhaltensauffälliger“ Schüler“, die verschiedenen Konzepte und Methoden, mit denen die Schule in den Bildungsgängen der Ausbildungsvorbereitung „verhaltensaufällige“ Schülerinnen und Schüler individuell fördert. Um auch die Perspektiven der Schülerinnen und Schüler auf Schule und ihre eigenen Interessen in den Blick zu nehmen, hat die Schule in diesen Klassen eine Schülerbefragung durchgeführt und statistisch ausgewertet. Die Ergebnisse dieser Befragung wurden vom stellvertretenden Bildungsgangleiter Peter Raab präsentiert.

Im anschließenden Vortrag von Ibrahim Ismail (Paidaia e.V., Bochum) mit dem Titel „Was denn noch!? – Leitlinien und Aspekte in der Zusammenarbeit mit (verhaltensauffälligen) Jugendlichen“ stellte Herr Ismail deutlich heraus, dass es gerade in der Arbeit mit schwierigen Schülerinnen und Schülern erforderlich sei, den pädagogischen Auftrag noch einmal neu zu überdenken und weiter zu fassen. Es ginge nicht nur um Wissensvermittlung, sondern vor allem auch um Persönlichkeitsbildung, da sich auf der Grundlage eines fragilen Persönlichkeitsgerüstes schlecht Wissen vermitteln ließe. Vor diesem Hintergrund sei es im Gegensatz zu der immer wieder betonten „professionellen Distanz“ eine besondere Herausforderung für die Lehrkräfte „professionelle Nähe“ zu erzeugen. Denn gerade durch die Authentizität der Lehrperson und die bewusste Beziehungsgestaltung könnten Bildungsprozesse bei schwierigen Schülerinnen und Schülern initiiert werden.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten intensiv über das Schulkonzept und den Vortrag von Ibrahim Ismail.
Nach der Mittagspause konnten sich die Gäste mit der Methode des World-Cafés über die generelle Fragestellung „Was braucht es an Schule, damit auch schwierige Schülerinnen und Schüler integriert werden?“ austauschen.
Die anschließenden Präsentationen der Ergebnisse und Diskussionen über die vorgestellten Ideen bildeten den Abschluss eines Tages mit vielseitigem Austausch und Inspirationen.
