Das Drehtür-Modell

Drehtür-Modell (= Verbreidings - Modell aus den Niederlanden nach Mönks/Renzulli) ist ein schulisches Erweiterungsprojekt (Erfahrungen am Gymnasium Nijmegen, Holland), mit dem alle intelligenten und motivierten Schüler/innen erfasst werden können.

 

Grundannahmen des Modells:

  • Alle Schulen haben begabte und hochbegabte Schüler/innen (ca. 10%).
  • Verständnis von Begabung beruht auf Intellekt, Kreativitäts- und Motivationsfähigkeiten und auf freien Kapazitäten im Alltag. 
  • Begabte und hochbegabte Schüler/innen sind im Schulalltag eine Hilfe, keine Bedrohung für andere (Schüler/innen, Lehrer).
  • Das Projekt ist auch und vor allem für begabte/ hochbegabte „Versager" in der Schule eine Hilfe.

Das Programm geht davon aus, dass besonders begabte Schülerinnen und Schüler ähnlich wie Underachiever (= sogenannte Minderleister mit hohem Begabungspotenzial) deshalb Probleme haben, weil sie von der Norm abweichen. Grundlage des Drehtür-Modells ist ein weiter Begriff der besonderen Begabung: hohe, aber nicht notwendig außerordentlich hohe intellektuelle Begabung, hohe aufgabenbezogene Motivation und ein hohes Maß an Kreativität.

 

Ziele:

Bewusst werden, was begabte Schüler/innen mit den eigenen Talenten leisten können. Unterstützungsmaßnahmen in wichtigen Bereichen:

  • Schüler/innen kennen ihre Talente nicht (Hilfe, Barrieren zu überwinden u.a.) 
  • Schüler/innen können den Klassenverband mit Genehmigung verlassen (eigenes Erarbeiten des Unterrichtsstoffes wird vorübergehend vorausgesetzt) 
  • Schüler/innen arbeiten eigenständig an einem zeitlich festgelegtem Projekt (eigene Organisation und Absprache mit dem Lehrer) 
  • Lernen lernen, Lernstrategien entwickeln, Durchhaltevermögen u.a. an die Schüler/innen interessierenden Themen lernen (nicht an „Versagerfachem" anbinden, denn da haben begabte Schüler/innen „abgeschaltet").

 

Wesentliche Projektmerkmale: Was wird den Schüler/innen angeboten?

  • Basisprogramm und zusätzliche Möglichkeiten (sog. Enrichment)
  • Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Schulen/Gymnasien 
  • Training für Schüler/innen mit Versagensängsten 
  • u.U. allg. psychologische Beratung (außerhalb der Schule) 
  • Erweiterungsmöglichkeiten im Unterricht durch Binnendifferenzierung/ Offenen Unterricht, Projektarbeit, d.h.: Akzeleration = der schnellere Weg durch die Schule und Enrichment + Akzeleration = ein möglichst großer Grad an innerer (und äußerer) Differenzierung.

Wichtig ist dabei die Ausgewogenheit zwischen Enrichment zur umfassenden Persönlichkeitsbildung und der bereichsspezifischen Spezialisierung durch Akzeleration. Renzullis Konzept der „Enrichment Triad" bzw. des „Revolving Door Model'" ist die theoretische Grundlage für die Realisierungen. Renzullis Programm versucht über akzelerierten Unterricht den Schüler/innen die Möglichkeit zu geben, sich zeitliche Freiräume für verschiedene Enrichment-Angebote zu schaffen. Die gewonnene Zeit wird für drei verschiedene Arten des Enrichment verwendet („enrichment Triad"):

  • Verbreiterung des Wissensspektrums und des Schüler/innen-Interesses (Angebote, die über den üblichen Schulstoff hinausgehen) 
  • Vermittlung von Lern-, Arbeitstechniken und Anregungen zur Analyse der Denkprozesse,
  • individuelle Projektarbeit (intellektuelles Interesse des/r Schüler/in.

Die intensive individuelle Projektarbeit wird nur phasenweise eingesetzt, so lange Schülerinnen und Schüler motiviert sind, während die beiden anderen Maßnahmen zur Anreicherung des Unterrichts angeboten werden. Die so geschaffene Möglichkeit des Wechsels zwischen individueller Projektarbeit und genereller Förderung erzeugt einen sog. „Drehtür - Effekt".

 

Vorgehensweise:

Schule, Eltern, Psychologe u.a. arbeiten auf der Grundlage eines abgesprochenen zeitlich begrenzten „Kontraktes", der erneuert werden kann, zusammen. Das Drehtür-Modell bedeutet im Kern, dass ein/e Schüler/in sich ein Thema auswählt, das sie/ihn besonders interessiert. An diesem Projekt arbeitet sie/er innerhalb (jüngere Schüler/in) und außerhalb des Unterrichts. Schüler/innen führen nach Absprache mit einem Lehrer ein Arbeitstagebuch über ihre Arbeits-/Lerntätigkeit außerhalb des Pflichtunterrichts. Sie dokumentieren dadurch den Stand ihrer Arbeit jederzeit.

Voraussetzungen für dieses Modell sind:

  • Zusammenarbeit Elternhaus - Schule, 
  • die genaue Einhaltung der getroffenen Absprachen durch die Schüler/in, 
  • die Ausdauer bei den Schülern, die Projekte durchzuhalten 
  • regelmäßige (festgelegte) Absprachen zwischen einem Kontaktlehrer und der/m Schüler/in 
  • Unterstützung des Modells durch das Kollegium (Schulprogramm) 
  • Materialien bzw. Möglichkeiten zur Materialbeschaffung 
  • Selbstlernzentrum (Arbeitsraum, Bibliothek u.a.) in der Schule.

 

Probleme:

Minimalkonsens im Kollegium, die Bücherei (Selbstlernzentrum) muss während des größeren Teils des Tages zugänglich sein, Schüler/innen haben Angst etwas zu verpassen und wollen im Klassenzimmer bleiben (auch Außenseiterproblematik), Erfolge sind manchmal nur schwer messbar.