Förderung der Lesekompetenz bei Jungen

Jungen zeigen oft eine – sogar zunehmende - Leseunlust. Sie beschäftigen sich lieber mit ihrem PC als mit Büchern. Während sie früher zu Karl-May-Geschichten griffen, wandern sie heute zu anderen Medien wie Computer, Gameboy oder Fernsehen ab. Für Mädchen hingegen sind diese Medien eher eine Ergänzung zu Büchern und stehen nicht an erster Stelle ihres Interesses.

Die durch empirische Studien belegten deutlichen Genderunterschiede im Bereich Lesen betreffen die Lesequantität, Lektürepräferenzen und die Lesekompetenz. Wissenschaftliche Untersuchungen wie die Studie „Vorlesen im Kinderalltag“ der Stiftung Lesen, die die Lesesozialisation von Jungen analysiert hat, zeigen, dass die Lesesozialisation stark geprägt ist von den Rollenvorstellungen der Eltern. Jungen wachsen in einem Umfeld auf, in dem Lesen überwiegend weiblich geprägt ist. In der Familie lesen Mütter häufiger vor als Väter. Mütter lesen auch im klassischen Sinne häufiger Bücher als Männer. Zum geschlechterspezifischen Medienverhalten, das Kinder bei den Eltern beobachten, kommt das zur Verfügung stehende Medienangebot hinzu, welches die Bedürfnisse und Interessen von Jungen bedienen und passende Rollenvorbilder in der Kinder- und Jugendliteratur bieten muss.

Eine gendersensible Angebotsentwicklung – häufig spezifische Leseförderprogramme für Jungen – ist daher in NRW seit vielen Jahren auch ein Thema in der Kooperation von Bibliotheken und Schulen. Beispiele dafür sind besonders gekennzeichnete Medienbestände, die Förderung männlicher Lesevorbilder oder die Ermittlung von spezifischen Leseinteressen von Jungen. Als eine unterstützende Maßnahme zur Förderung männlicher Lesevorbilder in NRW ist auch das Projekt der Stiftung Lesen „Mein Papa liest vor…“ zu nennen, bei dem es um die Lesesozialisation im Elternhaus geht.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die gendersensible Reflexion von Leseförderangeboten der Schulen und die Entwicklung von schulischen Leseförderkonzepten, die unterschiedliche Präferenzen, Gewohnheiten, Stärken und Interessen von Jungen stärker als bislang berücksichtigen. Dabei zeichnet sich deutlich ab, dass die Arbeit mit digitalen Medien, vielfältige Potenziale insbesondere auch für Jungen bietet.

Ein weiterer Ansatz bietet die Verbindung aus Bewegung und Lesen, also Tätigkeiten, die auf den ersten Blick zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Dem Kölner Projekt „kicken & lesen“ gelingt es jedoch, die Lesekompetenz und damit die Leselust der Jungen durch eine Kombination aus Fußball- und Lesetraining zu fördern und zu steigern, in dem die Jungen sportlich und spielerisch über den Fußball ans Lesen herangeführt werden. In Lese- und Fußball-Trainingseinheiten können Punkte gesammelt werden, so dass auch der Wettbewerbsgedanke bedient wird und so zusätzlichen Anreiz liefert.