Ausgewählte Themen der individuellen Förderung
Kinder
Individuelle Förderung bedeutet, die Potenziale aller Kinder und Jugendlichen auszuschöpfen, damit der individuelle Lern- und Bildungserfolg für alle Lernenden gesichert ist. Für die in Schule verantwortungsvoll Handelnden ist der Umgang mit Heterogenität bzw. Vielfalt Leitmotiv der pädagogischen Arbeit im Unterricht. Den sehr individuellen und damit vielseitigen Lern- und Entwicklungsanlangen gilt es im Rahmen der Individuellen Förderung gerecht zu werden, indem passgenaue Lernangebote entwickelt werden. Kinder und Jugendliche erhalten somit in unterschiedlichen Schwerpunkten eine Förderung.
Frühförderung
Die Frühförderung, wie diese im Sozialgesetzbuch IX beschrieben ist, eröffnet entwicklungsverzögerten, entwicklungsgefährdeten, behinderten und von Behinderung bedrohten Kindern und Jugendlichen neue Perspektiven. Aus diesem Grund wird die altersgemäße Entwicklung aller Kinder und Jugendlichen schon vor ihrer Einschulung in den Blick genommen. Grundlage der Individuellen Förderung im Elementarbereich ist von Beginn an die soziale und persönliche Entwicklung des Kindes. Ziel ist es, eine gute Voraussetzung für Entwicklung und Lernen zu schaffen.
Begabtenförderung
Die Förderung besonderer Begabungen und die Hochbegabtenförderung erfolgt in NRW im Rahmen der Individuellen Förderung. Alle Schulen sind aufgefordert, ein schulisches Konzept zur Begabungsförderung zu erstellen, das ermöglicht, besondere Potenziale der Kinder und Jugendlichen zu erkennen und systematisch im Unterricht zu fördern.
Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Schulische, soziale und berufliche Integration vollzieht sich im Wesentlichen über Bildung und Erziehung. Manche Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund haben es mit Barrieren auf unterschiedlichen Ebenen schulischer Bildung zu tun. Hier gilt es, die Bildungs- und Teilhabemöglichkeiten zu erhöhen. Der sprachsensible Unterricht ist dabei Handlungsprinzip der Unterrichtsgestaltung.
Eine Schule der Vielfalt (Inklusion) versteht andere Kulturen und Sprachen als Bereicherung und Chance für ausländische und deutsche Kinder. Werden Begabungen erkannt und gefördert, können gleichzeitig Barrieren überwunden und Benachteiligungen vermieden werden.
Inklusion
Leitprinzipien einer inklusiven Bildung sind Chancengleichheit, Chancengerechtigkeit und individuelle Förderung. Die Fähigkeiten des einzelnen Kindes bzw. Jugendlichen werden wahrgenommen und geachtet. Zeitgleich wird mit den Unterschieden der einzelnen Kinder und Jugendlichen gearbeitet. Im gemeinsamen Lernen (Schule der Vielfalt) werden sowohl spezielle Förderbedarfe als auch Begabungen für die Unterrichtsgestaltung aktiv eingebunden.
Übergangsmanagement
Die Entscheidung über den Bildungsweg ihres Kindes bedeutet für viele Eltern eine große Verunsicherung. Beim Übergangsmanagement arbeiten die pädagogischen Einrichtungen (Kindergarten, Grundschule, Weiterführende Schule) mit den Eltern gemeinsam an der möglichst bruchlosen Gestaltung des Übergangs von einer pädagogischen Einrichtung zur nächsten, damit mit Blick auf das Kind die bestmöglichsten Bildungsabschlüsse gewährleistet sind.
Lernschwierigkeiten
Bei Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten zeigt sich, dass die notwendigen Leistungsvoraussetzungen zur Bewältigung von Lernanforderungen nur ungenügend ausgeprägt sind oder gar fehlen. Die gestellten Lerninhalte werden folglich nur teilweise oder gar nicht erbracht. Zur Lernvoraussetzung zählen der aktuelle Entwicklungsstand von Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen sowie sozialcharakterliche Besonderheiten (z.B. Selbststeuerung, Leistungsmotivation etc.). Die pädagogisch handelnden Schulen sind durch die „individuelle Förderung“ aufgefordert, das komplexe Zusammenwirken zwischen psychischen, physischen und sozialen Faktoren des Schülers auf der einen Seite und die im Bildungs- und Erziehungsprozess gesetzten Bedingungen auf der anderen Seite zu reflektieren und gezielte Förder- und Interventionsmöglichkeiten zu entwickeln.
Schulabsentismus
Die Ausgangslagen, weshalb Kinder und Jugendliche der Schule fernbleiben, sind verschieden:
- Schulangst/angstbedingtes Schule vermeiden
- Schule schwänzen
- Zurückhalten von Kindern und Jugendlichen durch die Erziehungsberechtigten
Allen Situationen gemeinsam ist, dass Kinder und Jugendliche von pädagogisch in Schule Handelnden Unterstützung benötigen, damit ihre Bildungschancen gewahrt bleiben. Neben der diagnostischen Erhebung der Ausgangslage sind die Ursachen zu benennen, damit eine zielgerichtete und lösungsorientierte Intervention der Schule wirkungsvoll ist. Denkbar sind pädagogische Interventionen, die Vernetzung mit außerschulischen Fachkräften und Institutionen (z.B. Jugendhilfe, Fachärzte und Kliniken) sowie Ordnungsmaßnahmen.
Elternarbeit
Die pädagogisch Handelnden in Schule arbeiten im Rahmen der Individuellen Förderung eng mit den Eltern/Sorgeberechtigten zusammen. Der Blick auf das jeweilige Kind bzw. den jeweiligen Jugendlichen ist geprägt von den gemeinsamen Erfahrungen, den jeweiligen Lebenswelten und Kommunikationsprozessen. Um ein möglichst umfassendes Bild auf Kinder und Jugendliche sowie deren Entwicklungs- und Lernprozesse zu erhalten, empfiehlt sich das jeweilige Expertentum von Elternhaus und Schule zusammenzutragen und weitere Fördermaßnahmen aufeinander abzustimmen.
Eine vertrauensvolle, ehrliche, kooperative, transparente, kommunikative und lösungsorientierte Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule trägt zu einer gesunden Entwicklung und guten Lernvoraussetzung von Kindern und Jugendlichen bei. Die professionell Handelnden in Schule sind für die Zusammenarbeit mit Eltern/Sorgeberechtigten verantwortlich.
Jungen- und Mädchenförderung
Die Jungen- und Mädchenförderung erfolgt in Nordrhein-Westfalen im Sinne einer Individuellen Förderung. Die Kategorie Geschlecht ist nur ein Merkmal eines Kindes neben zahlreichen anderen. Die Evaluation von Abschlüssen und Kompetenzen zeigt, dass Jungen und Mädchen häufig in unterschiedlichen Bereichen Stärken bzw. Schwächen aufweisen. Darüber hinaus haben Jungen und Mädchen oft im Unterricht unterschiedliche Zugänge bei der Aneignung von Inhalten, was von Lehrenden zu berücksichtigen ist.
Entscheidend ist offenbar ein „guter“ Unterricht, der auf Verständnis zielt, Raum und Zeit lässt und methodisch-didaktisch mit einer Vielzahl unterschiedlicher Impulse den Kindern und Jugendlichen individuelle Möglichkeiten gibt.
Sprachförderung
Sprache ist der Schlüssel für Lern- und Bildungsprozesse. Wenn es Kindern nicht ermöglicht wird, ihre Sprachpotenziale voll zu entfalten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie in Schule, Beruf und Leben benachteiligt sind. Das gilt umso mehr, als Sprachentwicklungsprobleme häufig Folgeprobleme nach sich ziehen. Folglich ist die frühzeitige und genaue Erfassung der Sprachentwicklung eines Kindes entscheidend, damit die Entfaltung der Potenziale gefördert werden kann. Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer erfassen und fördern den sprachlichen Entwicklungsstand durch verschiedene Diagnostiken (z.B. Delfin) und Initiativen (z.B. FÖRMIG).
Leseförderung
Lesen ist eine Schlüsselkompetenz für Bildungsteilhabe. Lesemotivation und Lesekompetenz entwickeln sich besonders nachhaltig in zwischenmenschlichen, emotional positiv erfahrenen Situationen – und dies schon vom Säuglingsalter an. Es zeigt sich auch, dass Jungen anders als Mädchen lesen und Jungen auch andere Bücher als Mädchen lesen. Um Jungen und Mädchen zu Lesern zu machen, brauchen sie entsprechend den Unterschieden in physiologischen und psychologischen Entwicklungsstadien jeweils andere Anreize und Umgebungen. Diese Erkenntnisse sind bei der Unterrichtsgestaltung und gezielten Leseförderung (z.B. Leseförderung NRW) zu berücksichtigen.
Berufs- und Studienförderung
Schulen begleiten Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu einem ihnen angemessenen und bestmöglichen Abschluss. Darüber hinaus bereiten die pädagogisch Handelnden in Schule Jugendliche auf den Übergang von der Schule in den Beruf oder das Studium vor. Deshalb hat die Berufs- und Studienorientierung als Bestandteil der Individuellen Förderung in der schulischen Arbeit zentrale Bedeutung gewonnen.