Regionaltagung am 30.03.2022 am Gymnasium Rheinkamp Europaschule in Moers

Dieses Mal lud das Team der Individuellen Förderung des Regierungsbezirks Düsseldorf zur Regionaltagung ins Gymnasium Rheinkamp Europaschule in Moers ein. So konnte Herr LRSD Holtschneider um die 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltung begrüßen. An dem Tag ging es um die Auswirkungen der Pandemie auf die Schülerschaft und um die daraus folgenden Möglichkeiten im Bereich der Individuellen Förderung. Im Focus standen einerseits die wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas mit zwei Keynotes aus psychologischer Sicht und andererseits die Praxis; erstmals wurde, neben sechs Workshops, auch einen Markt der Möglichkeiten angeboten. Hier konnten konkrete Anregungen bzw. Hilfestellungen für die Praxis gegeben sowie der Austausch zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern initiiert werden.

Frau Prof. Dr. Leyendecker von der Ruhr Universität Bochum beleuchtete in ihrem Vortrag psychische Störungsbilder im Kinder- und Jugendalter, besonders auch im Hinblick auf die Folgen für die Schülerinnen und Schüler durch die Pandemie. Interessant in dieser Hinsicht war die Einbettung der Störungsbilder aus entwicklungspsychologischer Sicht. Es wurden Aspekte wie Resilienzfaktoren, Zeitfenster für die Entwicklung von (Basis-) Kompetenzen, Plastizität und Delinquenz angesprochen und erläutert. Frau Prof. Leyendecker stellte zudem die Prävalenz für bestimmte entwicklungspsychologische Störungen in Kindheit und Jugend sowie auch die unterschiedlichen Einflussfaktoren bei Jungen und bei Mädchen sowie mögliche Schutzfaktoren dar. Seit der Pandemie seien vermehrt Essstörungen, ADHS, Depressionen und Angstzustände diagnostiziert worden. In der anschließenden Fragerunde wurden Aspekte wie Nachahmungseffekte z.B. bei Depressionen, Suizid oder Anorexie sowie auch Folgen von zu starkem Medienkonsum beleuchtet. Ganz allgemein schloss Frau Prof. Leyendecker mit der Aufforderung an die Lehrenden ihren Vortrag ab, den Spaß am Lernen, initiiert durch neue Lernwege in und außerhalb der Schule, zu fördern und die Kompetenzen und das fachliche Wissen von Schulpsychologinnen und Schulpsychologen und Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern für die Praxis zu nutzen.

Die zweite Keynote griff genau diese Idee auf. Zu Beginn seines nachmittäglichen Vortrages formulierte Herr Dr. Pflüger vom Competence Center Begabtenförderung Langenfeld den Leitgedanken seines Vortrags: „Auflösung der Schule als `geschlossener Raum´“. Der heutige Trend der Öffnung von Schule wurde eingebettet in einen kurzen Abriss der „Epochen“ der Begabungsförderung seit ca. 25 Jahren und der einflussreichsten (Begabungs-) Forscher.

Herr Dr. Pflüger warb für eine neue Kultur an Schulen, die sich öffnet, ohne den Schutz der Institution aufzugeben. Gelingen könne dies durch interessengeleitete Arrangements für die gesamte Schülerschaft und nicht nur für einzelne begabte Schülerinnen und Schüler sowie durch einen zielgerichteten Aufbau von städtischen Teams. Hierbei stellte er auch die Frage, inwieweit das Curriculum „durchgesetzt“ werden möge, und warb in dieser Hinsicht für mehr Vertrauen in die Fähigkeiten aller Beteiligten (Schülerschaft/Lehrerschaft/ Elternschaft/Institutionen vor Ort) an den Lernprozessen. Seiner Meinung nach sei es seit der Pandemie notwendig, dem vermehrten Rückzug ins Private eine Kultur der Öffnung und der Zusammenarbeit entgegenzustellen.

Auf dem Markt der Möglichkeiten konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Institutionen, die die Öffnung von Schule unterstützen, in Kontakt treten. Die Angebote reichten von Suchtprävention (Ginko), Mädchenförderung (Mabilda e.V.), Kulturförderung (Kulturelle Bildung NRW), Kollegiale Hospitation (Kooperation Schulpsychologie/ Schule Solingen) über Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Soziales Engagement (Volontoolo).

Die Praxisorientierung (aus der Praxis für die Praxis) wurde in den sechs Workshops konkretisiert: einzelne Vertreterinnen und Vertreter einzelner (Schul-) Projekte stellten ihr Knowhow den anderen Lehrenden zur Verfügung. Hierbei entstand wie immer ein reger Austausch über Möglichkeiten, Bedingungen und Erfahrungen im Bereich der ganz unterschiedlichen Workshopthemen (`Potenzialblick entwickeln´ von der Gesamtschule Höhscheid, `Cybermobbing begegnen´ vom Landfermann-Gymnasium Duisburg, `Startup entwickeln´ vom Carl-Fuhlrott-Gymnasium Remscheid, `Schulentwicklungsbedingungen´ vom Leibniz-Montessori-Gymnasium Düsseldorf, `Selbstorganisiertes Lernen´ am Gymnasium Essen-Überruhr sowie `Biografiearbeit zur Ressourcenorientierung´ vom Kompetenzzentrum Duisburg).

Am Ende der Veranstaltung wurde eine neue Zukunftsschule im Netzwerk „Zukunftsschulen NRW“ ausgezeichnet: das Sophie-Scholl-Gymnasium Oberhausen.

Ein herzlicher Dank gilt allen, die zum Gelingen des Tages beigetragen haben!

Angela Breer (Redaktionsteam Zukunftsschulen NRW)

 

Eindrücke vom Tag